Bayern
Circus Krone: Der Wau-Faktor in der Manege
7. März 2023, 18:07 Uhr aktualisiert am 7. März 2023, 18:07 Uhr
Um 5.30 Uhr ist die Nacht für Gina Giovannis zu Ende - denn dann stehen ihre Mitbewohner bereits aufgeregt an der Tür: der Tibet-Terrier Rambo (7), die Zwergpudel Simba (6) und Maylo (6) sowie die wahrlich großen zwei Bouviers des Flandres namens Tyson (10) und Windsor (4), die eher wie Bären als wie Hunde aussehen.
Nacheinander springen die Fünf in einen Kleinbus, in dem jeder seinen festen Stammplatz hat. 15 Minuten dauert die Fahrt bis zu einer großen Wiese, wo's für die Fünf, die bislang gemütlich (auch auf der AZ-Reporterin) vor sich hin dösten, kein Halten mehr gibt. Ausgelassen tollen sie herum.
"Sie müssen sich so richtig auspowern können", sagt Gina Giovannis, die so früh mit ihrer fröhlichen Bande unterwegs ist, damit diese ihr Spiel-Areal für sich allein hat. Ein Mitglied des Rudels "mag keine anderen Hunde".
Davon abgesehen könnte man sich das Aufsehen heiter vorstellen, für das Gina mit ihren Hunden auf einer gut besuchten Wiese sorgen würde. Schließlich sind die Vierbeiner Manegen-Künstler, die nicht nur allein schon durch ihr "bäriges" Aussehen auffallen: Rambo beispielsweise hüpft beim Spielen gerne mal auf seinen Hinterbeinen herum.
"Jeder Hund, jedes Lebewesen ist ja anders. Jeder hat andere Begabungen, einen anderen Charakter", sagt Gina: "Das muss man erstmal herausfinden, um dann mit viel Geduld, Liebe, Disziplin und Leckerlis auch etwas rauskitzeln zu können."
Das tut die zierliche Belgierin seit inzwischen zehn Jahren. Mit ihren Hunden, die Seilhüpfen, Slalomlaufen oder durch Reifen springen, erfreut sie große und kleine (Hunde- und Zirkus-)Fans allerorts. Derzeit gastiert Tierlehrerin Gina Giovannis mit Tyson, Windsor und Co. erfolgreich im Circus Krone (bis 16. April).
Europas größter Zirkus präsentiert in seiner aktuellen dreimonatigen Winterspielzeit im Münchner Stammhaus erstmals nicht, wie bislang stets üblich, drei komplett unterschiedliche Programme. Die Corona-Pandemie, die auch für geschlossene Zirkustüren gesorgt hat, brachte nicht zuletzt auch erhebliche Unsicherheiten bei den weiteren Programm-Planungen und Engagements, die oft lange Vorlaufzeiten haben.
"So haben wir jetzt für ein Programm, das drei Monate läuft, ein weit höheres Budget in die Hand genommen", sagt Frank Keller, Krones circensischer Berater, der AZ: "In diesem sehr breitgefächerten Programm reiht sich Sensation an Sensation."
Eine davon ist Gina mit ihren Vierbeinern. Dabei hatte die Zirkuskünstlerin eigentlich nie damit gerechnet, "mal etwas mit Tieren zu machen", wie sie erzählt - in ihrem gemütlichen Drei-Zimmer-Wohnwagen, in dem sie mit ihren Hunden während der Engagements lebt und ihnen auch täglich frisch kocht.
Als Gina Zadra wurde sie im belgischen Gent als Tochter zweier Artisten geboren. Im Alter von nur sieben Jahren zeigte Gina bereits ihre ersten Handstandkünste. Als gefeierte Handstand-Equilibristin und Seiltänzerin heimste sie später Preise ein, unter anderem beim Zirkusfestival von Monte-Carlo.
Noch als aktive Artistin bekam sie von einem Freund einen kleinen Hund geschenkt, dem sie aus Spaß ein paar Kunststückchen beibrachte. So kam eins zum anderen und Gina entdeckte ihre Begabung als Tierlehrerin. Über zwei Jahre hat sie daheim in Belgien ihre Hundenummer aufgebaut (und zwei Tiere auch aus illegalem Welpenhandel gerettet).
So schwer der Anfang dann auch war - "die Zirkuswelt kannte mich als Artistin, nicht als Tierlehrerin" -, so glücklich ist Gina jetzt mit ihrer Rasselbande: "Gut, dass ich auf den Hund gekommen bin!"