Ungünstiger Zeitpunkt

Chef von Knaus Tabbert verlässt das Jandelsbrunner Unternehmen


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Wolfgang Speck, Vorstandschef von Knaus Tabbert, verlässt zum 31. Oktober das Unternehmen. Das Bild zeigt ihn am 23. September 2020 neben einem Wohnwagen vor der Börse Frankfurt. Damals ging das Unternehmen aus Jandelsbrunn an die Börse.

Von Redaktion idowa und mit Material der dpa

Überraschende Meldung vom Freizeitfahrzeugehersteller Knaus Tabbert. Wie das Unternehmen aus Jandelsbrunn (Kreis Freyung-Grafenau) am Montag mitteilte, verlässt der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Speck das Unternehmen - und das bereits an diesem Donnerstag. Der Schritt erfolge aus „persönlichen Gründen“, heißt es in der Mitteilung.

Specks Aufgaben übernimmt demnach vorläufig Werner Vaterl. Dieser verantwortet seit 2013 das operative Geschäft des Unternehmens. Seine Laufbahn bei Knaus Tabbert startete Vaterl 1992 als Leiter der Logistik und Werksleiter am Standort Jandelsbrunn. Vaterl bildet nun gemeinsam mit Vertriebsvorstand Gerd Adamietzki zunächst das zweiköpfige Vorstandsteam.

Es ist schon der zweite Abgang auf einem wichtigen Posten des Unternehmens in diesem Jahr. Im Februar war bekannt geworden, dass Finanzvorständin Carolin Schürmann Knaus Tabbert nach nur einem Jahr wieder verlässt. Sie schied Ende März aus. Auch hier wurden persönliche Gründe angeführt. Die Wiederbesetzung des Postens befinde sich bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, teilte das Unternehmen am Montag mit.

Schon zwei Gewinnwarnungen in diesem Jahr

Der Abgang von Speck kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Erst in der vergangenen Woche hatte Knaus Tabbert die zweite Gewinnwarnung binnen weniger Monate herausgegeben. Hintergrund sind Probleme bei seinen Händlern, die unter gestiegenen Zinsen leiden, wie das Unternehmen mitteilte. Die Händler tun sich demnach schwer damit, ihre Lagerbestände zu finanzieren, weswegen Knaus Tabbert erneut die Produktion drosselt.
Das Unternehmen erwartet deshalb für dieses Jahr nur noch einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. Ursprünglich hatte die Prognose bei 1,4 bis 1,55 Milliarden gelegen, in einer ersten Gewinnwarnung im Juli hatte der Konzern sie bereits auf 1,3 bis 1,4 Milliarden gesenkt. Auch die Erwartungen an das Ergebnis wurden erneut reduziert. Die Marge werde „deutlich“ niedriger ausfallen als die bereits reduzierte Prognose aus dem Juli, hieß es vor einer Woche. Grundsätzlich sei das Marktumfeld aber positiv, betonte das Unternehmen. Die Neuzulassungen bei Wohnmobilen stiegen weiter, das Interesse der Kunden an der Urlaubsform halte an und die Produkte von Knaus Tabbert seien für sie attraktiv.

"Für das aktuell rauere Marktumfeld gut aufgestellt"

Die Vorsitzende des Aufsichtsrats, Esther Hackl, dankte am Montag Speck für sein Engagement in den vergangenen elf Jahren, in denen er Knaus Tabbert gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen "zu einem der erfolgreichsten Reisemobil-Hersteller in Europa" weiterentwickelt habe. Mit dem neuen Vorstandsteam sei das Unternehmen auch für das aktuell rauere Marktumfeld gut aufgestellt.

Knaus Tabbert hat neben seinem Firmensitz in Jandelsbrunn im Landkreis Freyung-Grafenau weitere Standorte im oberfränkischen Schlüsselfeld, im hessischen Mottgers und in Nagyoroszi in Ungarn. Marken des Unternehmens sind Knaus, Tabbert, T@b, Weinsberg, Morelo sowie die digitalen Vermietmarke Rent-and-travel. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Knaus Tabbert nach eigenen Angaben einen Umsatz in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. Beim Unternehmen sind mehr als 4.000 Mitarbeiter beschäftigt.