Kriminalität
Bundesweite Hausdurchsuchungen wegen Ermittlungen gegen Russen
21. September 2022, 11:05 Uhr aktualisiert am 12. Januar 2023, 15:50 Uhr
Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine verhängte die Europäische Union Sanktionen gegen Anhänger von Wladimir Putin. Hat einer von ihnen womöglich dagegen verstoßen? Die Justiz ermittelt mit einem Großaufgebot.
Im Zuge von Ermittlungen gegen einen Russen wegen Verstoßes gegen EU-Sanktionen sind am Mittwoch bundesweit 24 Häuser und Wohnungen durchsucht worden. Dabei handelt es sich unter anderem um eine Villa am Tegernsee, die dem kremltreuen Oligarchen Alischer Usmanow gehören soll. Die Staatsanwaltschaft München II bestätigte die Identität des Tatverdächtigen zwar nicht, Augenzeugen hatten aber Einsatzkräfte beobachtet, die das Gebäude in Rottach-Egern am Morgen durchsucht hatten. Weitere Durchsuchungen mit insgesamt rund 250 Beamten gab es in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein und Hamburg.
Nach Angaben der Ermittler wird der Russe verdächtigt, eingefrorene Gelder ausgegeben zu haben, um damit die Bewachung seiner Immobilien in Oberbayern zu bezahlen. Es bestehe daher der Anfangsverdacht eines Verstoßes gegen das Außenwirtschaftsgesetz, so die Behörde. Gegen vier weitere Beschuldigte wird wegen Beihilfe ermittelt. Sie sollen als Bewacher tätig gewesen sein und dafür Geld entgegengenommen haben. An der Aktion waren auch Beamte der Bundespolizei, der örtlichen Polizei sowie der Finanzverwaltungen von Bayern und Nordrhein-Westfalen beteiligt. Zuvor hatten unter anderem der "Spiegel", der Bayerische Rundfunk und der Mitteldeutsche Rundfunk berichtet.
Usmanow gilt als enger Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin und dessen Ukraine-Politik. Die Europäische Union hatte deshalb wenige Tage nach dem Angriff Russlands auf das Nachbarland am 28. Februar Sanktionen verhängt. In den Beschluss dazu heißt es, Usmanow habe als Strohmann für Putin gedient und dessen geschäftliche Probleme gelöst. Vor der Villa des Oligarchen in Rottach-Egern hatten nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine immer wieder Menschen demonstriert.
Wegen der Sanktionen hatten die Behörden zudem im April die Luxusjacht "Dibar" festgesetzt, die mit einem Schätzwert von mehr als 500 Millionen Euro als teuerste Jacht der Welt gilt. Eignerin soll Usmanows Schwester sein. In der Nacht zum Mittwoch wurde das Boot von Schleppern aus dem Trockendock einer Werft von Hamburg nach Bremen verlegt.