Energiekrise

Auf Studenten kommen höhere Mieten zu


Eine Studentin leert ihren Briefkasten im Eingangsbereich eines Studentenwohnheims.

Eine Studentin leert ihren Briefkasten im Eingangsbereich eines Studentenwohnheims.

Von Valerie Tielich mit Material der dpa

Plätze in Wohnheimen für Studierende sind preisgünstig und beliebt - auch dieses Jahr gibt es mehr Bewerber als freie Plätze. Allerdings müssen die jungen Leute nun auch dort mit teils erheblich steigenden Nebenkosten rechnen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den großen Studentenwerken in Bayern.

"Aufgrund der drastisch gestiegenen Energiekosten" geht das Studentenwerk München für das Abrechnungsjahr 2021/2022 von einer Steigerung der Nebenkosten um circa 30 bis 40 Prozent aus. Für das darauffolgende Jahr könnten sich die Kosten sogar um 40 bis 50 Prozent erhöhen. Damit es zu nicht allzu hohen Nachforderungen kommt, sollen die Abschläge entsprechend erhöht werden. Das Studentenwerk Würzburg rechnet mit einer Erhöhung der Nebenkosten von 20 bis 35 Prozent. Die anderen Studentenwerke konnten keine Prozentangaben machen. Beim Studentenwerk Oberfranken versuche man, die Steigerungen "zeitnah und so moderat wie möglich" zu gestalten.

Auch in Ostbayern sind Erhöhungen möglich

Auch das Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz mit Sitz in Regensburg teilte auf Nachfrage unserer Redaktion mit, dass es derzeit keine konkreten Angaben zu steigenden Mietpreisen im kommenden Wintersemester machen kann. Das Studentenwerk betreibe in der Regel staatlich geförderte Wohnanlagen und sei deshalb an bestimmte Richtlinien gebunden. So dürfe das Studentenwerk in der Regel nur alle drei Jahre die Grundmieten erhöhen. Die Erhöhung richte sich dabei nach dem Prozentsatz, um den sich der Verbraucherpreisindex für Deutschland verändert hat. "Aufgrund der aktuell enormen Indexanpassungen kann das Studentenwerk nicht ausschließen, dass es in einigen Wohnanlagen ab dem 1. Januar 2023 zur Erhöhung der Grundmiete kommt", hieß es weiter. Hochrechnungen über die Betriebskosten für das Jahr 2023 seien noch nicht abgeschlossen, weshalb noch kein Ausblick auf das kommende Semester möglich sei. Außerdem sei das Studentenwerk noch dabei Sparmöglichkeiten zu ermitteln, darunter etwa Energiespartipps für die Mieter, Absprachen mit Fachfirmen über Einstellungen an Heizungsanlagen und das Heranziehen eines Energieberaters.

In Augsburg wurde die Nebenkosten-Abschlagszahlung je nach Wohnanlage und Energieträger in den vergangenen Monaten bereits ein bis zwei Mal erhöht, sodass zum Ende der Abrechnungsperiode keine Nachzahlungen notwendig werden. Weitere Erhöhungen der Abschlagszahlung seien jedoch wahrscheinlich.

Das Studentenwerk Erlangen-Nürnberg bietet nach eigenen Angaben großzügige Zahlungsaufschübe an, wenn jemand wegen der erhöhten Nebenkosten finanzielle Schwierigkeiten befürchtet. In München gebe es die Möglichkeit, "individuelle Lösungen wie beispielsweise eine realistische Ratenzahlung" zu erarbeiten.

Entlastungen für Studenten reichen nicht aus

Vom Staat soll es auch finanzielle Entlastungen geben. Studenten, die zwischen Oktober 2021 und März 2022 mindestens einmal Bafög erhalten haben und dabei nicht bei den Eltern wohnten, bekommen den Angaben zufolge 230 Euro Heizkostenzuschuss ausgezahlt. Die 300-Euro-Energiepauschale können dagegen nur diejenigen erhalten, die neben dem Studium einen Teil- oder Vollzeitjob ausüben und dementsprechend steuerpflichtig sind. Die seit August geltende Bafög-Reform soll ebenfalls Entlastung bringen: Die Bedarfssätze wurden um knapp sechs Prozent (von 427 auf 452 Euro) angehoben und auch die Eltern- sowie Vermögensfreibeträge wurden erhöht.

Angesichts der Inflation reiche das allerdings nicht aus, kritisierte das Studentenwerk München. Das Studentenwerk Niederbayern/Oberpfalz sieht das ebenso. "Die Inflation droht vor allem Studierende aus einkommensschwächeren Haushalten und ihre Familien stark zu belasten", teilte der Sprecher des Studentenwerks mit. Hier sei nun die Bundesregierung gefragt, um mit zusätzlichen staatlichen Hilfen für alle ein chancengleiches Studium zu ermöglichen, zum Beispiel mit einem Inflationsaufschlag beim Bafög.