Bayerns Weine

50 Jahre "Wein-Tüv": Testmenge würde See füllen


Aus einem verdeckten Bocksbeutel wird fränkischer Weißwein eingeschenkt.

Aus einem verdeckten Bocksbeutel wird fränkischer Weißwein eingeschenkt.

Von dpa

Ob Spätburgunder, Müller-Thurgau oder Blauer Silvaner: Bayerns Weine werden seit 50 Jahren in Würzburg amtlich geprüft. Riechen, schmecken, ausspucken, heißt es in der Regel für die Tester. Bei besonders leckeren Tropfen geht auch mal ein Schluck runter.

Muffig oder fruchtig, animalisch oder angenehm? Die Wein-Prüfer der Regierung von Unterfranken haben in den vergangenen 50 Jahren so viel Silvaner, Rotling, Domina und Co probiert, dass die Menge Unterfrankens größten Stausee, den Ellertshäuser See bei Stadtlauringen, füllen könnte. Rund 1,87 Milliarden Liter Wein (Stand 31.10.) sind es nach Angaben der Behörde seit der ersten amtlichen Qualitätsweinprüfung am 25. Januar 1972 gewesen. Bis heute waren es knapp 10 000 Sitzungen.

Beim "Wein-Tüv" stecken die ehrenamtlichen Prüfer ihre Nase immer wieder in die Weingläser und nehmen die Aromen auf. Sie beurteilen die Farbe, schwenken das Glas. Schließlich nehmen sie einen großen Schluck, behalten den Tropfen kurz im Mund und spucken ihn dann mit einem kräftigen Strahl in ein Gefäß. Durchschnittlich 65 Weine verkosten die Vertreter der Weinerzeuger, des Weinhandels, des Verbraucherschutzes sowie der Weinkontrolle so bei jeder Qualitätsprüfung. Bei einem richtig guten Wein gehe "auch mal ein Schluck runter", sagte einst ein langjähriger Tester der Deutschen Presse-Agentur.

Da etwa 99 Prozent aller bayerischen Trauben aus Franken stammen, ist die Prüfung bei der Regierung von Unterfranken angesiedelt. In den vergangenen 50 Jahren gab es nach Angaben der Behörde fast 480 000 Anträge, einen Wein testen zu lassen. Denn bei einem positiven Befund dürfen die Winzer die begehrte Amtliche Prüfungsnummer (A.P.Nr.) auf das Etikett ihrer Flaschen drucken. Einen Zwang, die Weine testen zu lassen, gibt es nicht.

Im ersten Halbjahr 2021 erhielten etwa 97 Prozent der angestellten Weine die Prüfungsnummer. Die Winzer dürfen diese Produkte dann Qualitätswein, Prädikatswein oder Qualitätsschaumwein nennen. Mehr als ein Viertel der Anträge (27,2 Prozent) auf eine Prüfung bezog sich zuletzt auf Silvaner-Weine.

Die Tester untersuchen die Tropfen vor allem sensorisch, das heißt sie beurteilen Geruch, Farbe, Geschmack und Harmonie. Wenn beispielsweise ein Riesling wirklich wie ein Riesling aussieht und so schmeckt, erhält er die Nummer.